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Geschichte

ArchivKirche Am Marktplatz ca. 1970
Kirche Am Marktplatz ca. 1970
ArchivKirche Am Marktplatz Spendenkarte
Spendkarte 1948

Die heutige Kirche Am Marktplatz der reformierten Gemeinde ist das dritte, oder in Folge von Erweiterungen sogar vierte Gebäude an demselben Ort – genau dort, wo am Himmelfahrtstag, dem 20. Mai 1700, der erste Gottesdienst unter freiem Himmel in der 1699 gegründeten Hugenotten-Colonie stattfand.

Die reformierte Flüchtlingsgemeinde vor Ort war aus der französisch-reformierten Gemeinde zu Offenbach am Main hervorgegangen und wurde, bis dahin mit gemeinsamem Konsistorium und als Filial dieser Gemeinde verbunden, im Frühjahr 1702 selbständig mit eigenem Pfarrer.
Der Grundstein einer ersten Kirche wurde am Himmelfahrtstag 1702 gelegt, aber erst 1706 konnte ein schlichter Holzbau, von dessen äußerer und innerer Gestalt nichts mehr bekannt ist, fertiggestellt werden, weil schlicht die erforderlichen Mittel fehlten.

Mittels sogenannter Kollektenreisen durch ganz Europa waren Ende des 18. Jahrhunderts diese aber beisammen, um eine steinerne, schlichte, einschiffige Hallenkirche mit Satteldach in den Jahren 1773-1775 zu errichten. Ab 1908 wurde dieser Bau im Geist und Stil der Zeit erheblich vergrößert und verändert. Dem Kirchenschiff wurde ein Querschiff hinzugefügt und man zog eine umlaufende Empore ein. Diese Kirche ist durch alliierten Bombenangriff am 20.12.1943 fast komplett zerstört worden.
Der Wiederaufbau unter Einbeziehung der noch wenigen erhaltenen Bauteile wurde in verschiedenen Abständen von 1946-1961 auf dem Grundriss der Vorgängerkirche und mit nur noch einer Empore im „Längsschiff“ durchgeführt. 2007 erfolgte ein grundlegende Renovierung und Sanierung mit weiteren Veränderungen der Innengestaltung.

(weitere Bilder direkt im Link "Kirche")

Innenraum

Die Kirche, bzw. der „Temple“ von heute bewahrt sehr bewusst die reformierte Tradition und die Gestaltung des Raums nach reformierten Gesichtspunkten. Die konsequente Bildlosigkeit ist gewahrt, einschließlich des Fehlens von Kruzifixen oder Kreuzen.
Die durchgehend weißen Wände sind unterbrochen von großen motivfreien Fenstern. Durch die günstige Lage der Kirche entsteht so vor allem bei Sonnenschein ein sehr heller, lichtdurchfluteter Raum. Verstärkt wird dies durch Wandleuchten und drei „Flämische Kronen“ im Kirchenraum. Die Gemeinde sitzt um die exponiert angebrachte Kanzel als Ort der Verkündigung herum, versammelt sich also um das Zeugnis vom Wort Gottes.

Der Kanzelbehang mit einer stilisierten Form des Waldenserwappens erinnert an den starken Zuzug waldensischer Flüchtlinge, die ab 1704 in der Gemeinde und vor Ort heimisch wurden. Zudem weist die Gestaltung des Behangs mit dem „Magen David“ auf das unauflösliche Verwurzeltsein im Judentum, der Tradition Israels und hebräischen Bibel hin.

Vor der Kanzel steht ein runder Abendmahlstisch, wobei darauf geachtet wurde, ihn mit Sitzgelegenheiten von allen Seiten zu umgeben, so auch unter der Kanzel.
Am Lesepult neben dem Abendmahlstisch befindet sich als Wappen ein geschnitztes „Hugenottenkreuz“, ein Geschenk unserer reformierten Partnergemeinde aus Beregovo in der Karpato-Ukraine.

Gemäß reformierter Taufpraxis mit Kanne und Schale fehlt ein Taufstein, bzw. ein Taufbecken.
Alles ist ebenerdig ohne Stufen, die eine Trennung zwischen „profanem“ und „heiligem“ Raum symbolisieren könnten.
Eine Besonderheit sind fraglos die beiden Gebotstafeln neben der Kanzel, die nach französisch-reformiertem Vorbild gestaltet wurden, wobei die entsprechenden Texte aber in deutscher Sprache formuliert sind. Die Gebotstafeln sind 2005 geschaffen und angebracht worden.

Die Kirche dient vor allem der Gottesdienstgemeinde, aber sie ist aufgrund ihrer überragenden Akustik, nicht zuletzt durch die das Tonnengewölbe bedeckende Holzdecke und begünstigt durch einen leicht zu transportierenden Abendmahlstisch, auch regelmäßig Ort von Vorträgen, Konzerten, Lesungen, Installationen und Theaterprojekten. 

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